Rückstellungen – Darauf musst Du achten!

Habt ihr euch schon mal gefragt, um was es sich bei den sogenannten Rückstellungen handelt? In diesem Blogbeitrag wollen wir uns dieses Thema einmal genauer anschauen. Denn es gibt einige Punkte zu beachten.

Rückstellungen einfach erklärt

Im Rechnungswesen stellen Rückstellungen Verpflichtungen dar, die im Hinblick auf den Grund, den genauen Betrag oder den Zeitpunkt ungewiss sind. Rückstellungen sollen zukünftige Risiken vorwegnehmen und decken Schulden ab, die rechtlich erst in der Zukunft fällig werden, aber wirtschaftlich bereits in der laufenden Rechnungsperiode verursacht wurden. Bei der Rechnungsperiode handelt es sich um das Wirtschaftsjahr deines Unternehmens. Die Periodenabgrenzung ist ein wichtiger Grundsatz in der Buchführung und Bilanzierung. Nach den allgemeinen handelsrechtlichen Bewertungsgrundsätzen müssen Aufwendungen und Erträge immer in dem Wirtschaftsjahr gebucht werden, in dem sie entstanden sind, unabhängig vom Zeitpunkt der Zahlung. Unternehmen, welche zur Bilanzierung verpflichtet sind müssen sicherstellen, dass die Geschäftsvorgänge verursachungsgerecht zugeordnet werden. Deshalb finden Rückstellungen bilanzielle Berücksichtigung. Alle Rückstellungen werden auf der Passivseite der Bilanz ausgewiesen und werden als Fremdkapital klassifiziert.

Die wichtigsten Keyfacts auf einen Blick:

Wann ist ein Unternehmen buchhaltungs- und bilanzierungspflichtig?

• Größenkriterien: Überschreiten der Erlösschwelle von 800.000,00 € (ehemals 600.000,00 €, bis 2023) oder Überschreiten der Gewinngrenze von 80.000,00 € (ehemals 60.000,00 €, bis 2023)
• Kraft Rechtsform: Beispielsweise GmbH
• Freiwillige Bilanzierung

Sind Rückstellungen dann nicht mit Verbindlichkeiten gleichzusetzen?

Nein, denn es gibt einen entscheidenden Unterschied. Bei Rückstellungen steht der Grund, die Höhe oder der Zeitpunkt der fälligen Zahlung noch nicht sicher fest. Bei Verbindlichkeiten stehen der Grund, die Höhe und die Fälligkeit bereits final fest. Sowohl Rückstellungen als auch Verbindlichkeiten werden dem betrachteten Wirtschaftsjahr zugeordnet. Grundsätzlich muss beim Passivieren von Rückstellungen zwischen dem Handels- und Steuerrecht unterschieden werden. Im Handelsrecht gibt es ein sogenanntes Passivierungsgebot, welches zu Pflichtrückstellungen führt.

Das Passivierungsgebot ist ein wichtiger Grundsatz in der Bilanzierung. Gemäß den Bestimmungen des § 246 HGB (Handelsgesetzbuch) ist es die Verpflichtung eines Unternehmens, bestimmte Positionen auf der Passivseite der Bilanz auszuweisen. Das Passivierungsgebot stellt sicher, dass alle relevanten Verbindlichkeiten und Rückstellungen korrekt in der Bilanz erfasst werden, um ein realistisches Bild der finanziellen Situation des Unternehmens zu vermitteln. Es ist ein wichtiger Grundsatz für die ordnungsgemäße Buchführung und Transparenz in der Unternehmensberichterstattung.

Gerne führen wir dir die verschiedenen Pflichtrückstellungen im Handelsrecht auf:

• Rückstellungen für ungewisse Verbindlichkeiten

Eintritt der Verpflichtung steht zweifelsfrei fest, die Höhe und Fälligkeit jedoch noch nicht. Bsp: Rückstellungen für Gewährleistungen mit rechtlicher Verpflichtung

• Drohverlustrückstellung, für drohende Verluste aus schwebenden Geschäften

Bsp: Ein Lieferant, mit dem du als Unternehmer einen Liefervertrag abgeschlossen hast, gerät in finanzielle Schwierigkeiten und kann seine vertraglich vereinbarte Lieferung eventuell nicht erfüllen. Für dich als Unternehmer entsteht somit ein eventueller Verlust. Für diesen eventuellen Verlust musst du eine Drohverlustrückstellung bilden. (Die Höhe der Rückstellung wird auf Basis von Informationen wie dem aktuellen Marktwert der Rohmaterialien und den vertraglichen Bedingungen berechnet)

• Rückstellung für unterlassene Aufwendungen für Instandhaltungen, die im folgenden Geschäftsjahr innerhalb von 3 Monaten nachgeholt werden
• Rückstellung für Abraumbeseitigung, die im folgenden Geschäftsjahr nachgeholt wird
• Rückstellung für Gewährleistungsaufwand, der ohne rechtliche Verpflichtung erbracht wird
• Aufwandsrückstellungen:

Der Aufwand wird für das Unternehmen zweifelsfrei eintreten, jedoch ist die genaue Höhe noch nicht vollumfänglich klar. Bsp: Bildung einer Rückstellung für die Erstellung des Jahresabschlusses

Wo liegt der Unterschied zwischen den Rückstellungen im Handels- und Steuerrecht?

Der Begriff der Rückstellungen ist sowohl im Handelsrecht als auch im Steuerrecht identisch. Ebenso ist der Zweck der Rückstellungen sowohl im Handels- als auch im Steuerrecht identisch.  Rückstellungen dienen dazu, Aufwendungen dem Geschäftsjahr zuzuordnen, in dem sie entstanden oder verursacht wurden. Dieser Grundsatz gilt sowohl für die Handelsbilanz als auch für die Steuerbilanz.

Allerdings sind die Vorschriften für die Zulässigkeit von Rückstellungen im Steuerrecht bedeutend strenger. Im Handelsrecht gibt es keine strengen Vorschriften für die Zulässigkeit von Rückstellungen. Aufwendungen für künftige Verpflichtungen können grundsätzlich als Rückstellungen erfasst werden. Für die sogenannte Drohverlustrückstellung gilt im Steuerrecht ein strenges Passivierungsverbot, somit darf steuerrechtlich keine Rückstellung für drohende Verluste gebildet werden.

Fazit:

Die Bildung von Rückstellungen dient grundsätzlich dazu, die Situation deines Unternehmens realistisch darzustellen und mögliche Risiken angemessen zu berücksichtigen. Der Gewinn deines Unternehmens wird in dem Jahr gemindert, in dem die Rückstellung gebildet wird. Zu beachten ist, dass gewisse Rückstellungen im Steuerrecht anders behandelt werden als im Handelsrecht. Grundsätzlich gilt das sogenannte Maßgeblichkeitsprinzip, was besagt, dass die Werte aus der Handelsbilanz in die Steuerbilanz übernommen werden. Etwas anderes gilt lediglich in den Fällen, in denen das Steuerrecht die Bildung der Rückstellungen explizit verbietet oder eine andere Bewertung vorschreibt.

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