Liquidität sichern: So bleibt dein Unternehmen auch in unsicheren Zeiten zahlungsfähig

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist aktuell angespannt: steigende Zinsen, hohe Energiepreise, Lieferkettenprobleme und allgemeine Unsicherheiten belasten viele Unternehmen. In solchen Zeiten zeigt sich, wer sein Liquiditätsmanagement ernst nimmt und wer Nachholbedarf hat. Doch was genau bedeutet Liquidität? Wie wird sie berechnet und welche Strategien helfen Euch, auch in schwierigen Zeiten zahlungsfähig zu bleiben?

 

LIQUIDITÄT VERSTEHEN: WARUM SIE ÜBERLEBENSWICHTIG IST

Liquidität beschreibt die Fähigkeit eines Unternehmens, laufende Zahlungen jederzeit erfüllen zu können, egal ob Gehälter, Rechnungen oder Kredite.

Warum das so wichtig ist:

  • Gewinne auf dem Papier helfen wenig, wenn kein Geld auf dem Konto ist.
  • Eine gute Liquiditätsplanung schafft Sicherheit, Flexibilität und Handlungsspielraum.
  • Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten ist die Fähigkeit, schnell auf finanzielle Engpässe reagieren zu können, entscheidend für das Überleben.

Merke: Liquidität ≠ Rentabilität. Ein profitables Unternehmen kann trotzdem zahlungsunfähig sein, wenn die Mittel falsch eingesetzt oder gebunden sind.

 

LIQUIDITÄT BERECHNEN: DIE DREI WICHTIGEN KENNZAHLEN

Bevor Ihr Liquidität steuern könnt, solltet Ihr sie regelmäßig messen. Die drei zentralen Kennzahlen sind die Liquiditätsgrade 1, 2 und 3:

 

  1. Liquidität 1. Grades – Barliquidität
  • Definition: Nur flüssige Mittel (Bargeld, Bankguthaben)
  • Formel: Flüssige Mittel ÷ kurzfristige Verbindlichkeiten
  • Praxisbeispiel: 50.000 € flüssige Mittel bei 80.000 € Verbindlichkeiten → 62,5 %
  • Interpretation: Unter 1 → Warnsignal, über 1 → kurzfristige Zahlungen können gedeckt werden

 

  1. Liquidität 2. Grades – einziehungsbedingte Liquidität
  • Definition: Flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen
  • Formel: (Flüssige Mittel + Forderungen) ÷ kurzfristige Verbindlichkeiten
  • Praxis: Wert ≥ 100 % gilt als gesund, vorausgesetzt, Kunden zahlen zuverlässig

 

  1. Liquidität 3. Grades – umfassende Liquidität
  • Definition: Flüssige Mittel + Forderungen + Vorräte
  • Formel: (Flüssige Mittel + Forderungen + Vorräte) ÷ kurzfristige Verbindlichkeiten
  • Praxis: Richtwert: 150–200 %, je nach Branche und Geschäftsmodell

Tipp: Nutze diese Kennzahlen regelmäßig als Warnsignale und Entscheidungsgrundlage für Maßnahmen.

 

LIQUIDITÄT AKTIV MANAGEN: DIE 4-SCHRITTE-STRATEGIE

Liquiditätsmanagement bedeutet, Zahlungsströme zu überwachen und aktiv zu steuern.

Die vier wichtigsten Schritte:

  1. Planung:
    Erstelle eine Prognose der künftigen Ein- und Auszahlungen für Wochen oder Monate. Nutzt realistische Annahmen zu Umsatz, Lieferanten- und Kundenzahlungen.
  2. Überwachung:
    Vergleicht regelmäßig Plan- und Ist-Zahlen. Wo gibt es Abweichungen? Welche Zahlungen stehen an, die Engpässe auslösen könnten?
  3. Steuerung:
    Greift ein, bevor es kritisch wird:

    • Zahlungsziele mit Lieferanten anpassen
    • Mahnwesen digitalisieren
    • Forderungen schneller eintreiben
    • Investitionen ggf. verschieben
  4. Analyse & Optimierung:
    Erkennt Muster und leitet Verbesserungen ab. So wird Euer Liquiditätsmanagement mit der Zeit immer effizienter.

 

PRAKTISCHE TIPPS FÜR BESSERE LIQUIDITÄT

  • Zahlungseingänge beschleunigen: Rechnungen zeitnah stellen, Skonti anbieten, Mahnwesen automatisieren.
  • Kosten prüfen: Fixkosten analysieren, Lieferantenverträge nachverhandeln, unnötige Ausgaben reduzieren.
  • Lagerbestände optimieren: Zu viel Kapital im Lager bindet Liquidität, prüft daher Bestände regelmäßig.
  • Finanzierungsinstrumente nutzen: Kontokorrentkredit, Factoring oder Sale-and-Lease-Back können kurzfristig helfen.
  • Überschüsse sinnvoll einsetzen: Tagesgeld, kurzfristige Anlagen oder Investitionen ins Geschäft erhöhen Rendite und Sicherheit.

Tipp: Plant einen Liquiditätspuffer -> so seid Ihr für unerwartete Ausgaben oder Umsatzrückgänge gerüstet.

 

DIGITALE TOOLS ERLEICHTERN DIE PLANUNG

Excel kann ein Startpunkt sein, doch bei mehreren Konten, laufenden Projekten oder saisonalen Schwankungen wird es schnell unübersichtlich. Moderne Tools bieten:

  • Echtzeitübersichten
  • Automatische Bankanbindung
  • Forecasts auf Knopfdruck
  • Alarme bei drohenden Engpässen

So behaltet Ihr jederzeit den Überblick und könnt schnell reagieren.

 

HÄUFIGE FRAGEN ZUM THEMA LIQUIDITÄT

F: Wie oft sollte ich die Liquidität prüfen?
A: Mindestens monatlich, besser wöchentlich – besonders bei unvorhersehbaren Einnahmen oder Ausgaben.

F: Reicht die Liquidität 1. Grades aus?
A: Nicht immer. Sie zeigt nur die sofort verfügbaren Mittel. Für langfristige Sicherheit solltet Ihr auch Forderungen und Vorräte betrachten (Grade 2 und 3).

F: Kann ein hohes Liquiditätsniveau schädlich sein?
A: Ja. Zu viel ungenutztes Kapital bedeutet, dass Geld unproduktiv auf dem Konto liegt – besser in Investitionen oder kurzfristige Anlagen stecken.

 

Fazit: Liquidität ist kein einmaliges Thema, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Wer sie aktiv steuert, kann: besser planen, Chancen nutzen & Risiken abfedern.

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